Man kann die Krankheit Morbus Alzheimer in ihrem Verlauf in verschiedene Stadien bzw. Schweregrade einteilen. Bei dieser Graduierung werden unterschieden:
Die diagnostische Einteilung von Morbus Alzheimer erfolgt auf der Basis des Mini-Mental-Status-Tests (MMST). Dieser standardisierte Fragebogen enthält Fragen zur räumlichen und zeitlichen Orientierung (Wochentag, Datum, Monat, Jahreszeit etc.), das Nachsprechen von Wörtern und Sätzen, das Ausführen von Befehlen, Übungen zum Erkennen und Erinnern usw. Auf der Basis der Auswertung des Tests ergibt sich eine Punktzahl. Die Höchstpunktzahl ist 30. Hilfreich dabei ist folgende Klassifikation:
Punktzahl beim MMST Graduierung von Alzheimer
20–26 Punkte Leicht
10–19 Punkte Mittelschwer
Unter 10 Punkten Schwer
Die Basis der diagnostischen Klassifikation ist hierbei immer kombiniert aus neurologischen, internistischen und psychopathologischen Befunden. Der Kurztest MMST stellt nur den Schweregrad fest, er kann nicht andere Verfahren, z. B. bildgebende, ersetzen. Der Schweregrad liefert dem Arzt wertvolle Hinweise für die Therapie, Pflege und anderweitige Unterstützung, die der von Alzheimer Betroffene braucht. Die Grenzen zwischen den einzelnen Schweregraden sind aber fließend und dienen nur als Orientierung.
In der Frühphase von Morbus Alzheimer leidet vor allem das Kurzzeitgedächtnis. Inhalte von Gesprächen werden nicht mehr behalten, beiseitegelegte Objekte werden nicht mehr gefunden usw. Auch das Vermögen, zu planen, zu organisieren, die richtigen Worte zu finden und sich zu orientieren, ist eingeschränkt.
Die Betroffenen merken oft, was mit ihnen vor sich geht und dass sie Dinge vergessen. Je nach Persönlichkeit kann es dann zu aggressiven, depressiven, abwehrenden Reaktionen oder zu Rückzugsreaktionen kommen. Eingeschränkt sind die Fähigkeit für kompliziertere Alltagsaufgaben, das Urteilsvermögen, das Lösen von Problemen. Noch sind die Betroffenen in der Lage, über ihre Betreuung und Therapie mitzuentscheiden.
Der Verlust geistiger Fähigkeiten (Denkvermögen, Gedächtnis und Orientierung) nimmt zu. Eine eigenständige Lebensführung ist kaum noch möglich. Oft können die Betroffenen keine vollständigen Sätze mehr sprechen. Auch weiter zurückliegende Erinnerungen nehmen ab. Die Menschen werden in diesem Stadium häufig unruhig oder wollen die Wohnung verlassen. Auch Gereiztheit, Misstrauen, unbegründeter Verdacht und Aggression kommen vor.
Der geistige Abbau ist nun sehr stark. Die Sprache ist auf wenige Wörter begrenzt oder verschwunden. Bei allen Dingen des Alltags brauchen die Betroffenen nun Hilfe. Auch die Kontrolle über die Blasen- und Darmentleerung kann verloren gehen. Die Anfälligkeit für Infektionen nimmt zu, diese sind die häufigste Todesursache bei Morbus Alzheimer.
Fedor Singer